Individuellen Förderbedarf im Blick

© Rebecca Reljac (Internetredaktion) | Die Schüler nutzen die Gelegenheit und löchern den Bischof mit Fragen. Spannend ist vor allem, was auf seinem Kreuz zu sehen ist.

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Bischof Jung besucht Würzburger Förderzentrum für körperliche und motorische Entwicklung – Besichtigung der Hans-Schöbel-Schule und des Internats – Gottesdienst mit Schülern, Lehrkräften und Betreuungspersonal in der Schulaula.

Über das Förderzentrum mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung im Würzburger Stadtteil Heuchelhof hat sich Bischof Dr. Franz Jung bei einem Besuch am Dienstag, 12. Dezember, informiert. In der dazugehörigen Hans-Schöbel-Schule, dem Kindergarten sowie der heilpädagogischen Tagesstätte und dem Internat werden Kinder und Jugendliche mit Körper- und Mehrfachbehinderung unterrichtet und gefördert. Pädagogische und therapeutische Fachkräfte begleiten den Alltag sowie den Übergang zur Ausbildung bis hin zum selbstständigen Wohnen. „Ich finde Ihr Kreuz sehr schön, Herr Bischof. Was ist denn da drauf?“, fragt eine Schülerin bei einem Rundgang durch die Klassenräume der Hans-Schöbel-Schule den Bischof. Der freut sich über das Interesse und zeigt ihr das goldene Kreuz, das um seinem Hals hängt. „Da kannst du vier Symbole entdecken. Erkennst du zum Beispiel den Löwen? Der steht für den Evangelisten Markus“, erklärt Bischof Jung.

„Die Kinder sind so höflich und freundlich. Gleichzeitig sehnen sie sich nach Grenzen, Regeln und Struktur“, betont Sandra Zeitz, stellvertretende Leiterin der Hans-Schöbel-Schule. Es helfe den Kindern nicht weiter, wenn sie nur verwöhnt würden und dann im Erwachsenenalter nicht mit ihren Grenzen umgehen könnten. „Dort, wo Selbstständigkeit möglich ist, üben wir sie ein.“ Rund 285 Kinder und Jugendliche gehen im Förderzentrum am Heuchelhof zur Schule und in den Kindergarten. Neben den Lehrkräften ist in jede Schulgruppe auch Tagesstättenpersonal für die pflegerischen Dienste eingebunden. „Personell sind wir in jeder Gruppe unterschiedlich aufgestellt, je nachdem, welche Unterstützung die Klasse braucht“, ergänzt Schulleiterin Margot Frühauf. Der Unterricht selbst gehe auf die individuelle Lernausgangslage und auf das Können der Kinder ein. So werden die Inhalte beispielsweise auf unterschiedlichen Niveaus angeboten. Durch die enge Zusammenarbeit und Abstimmung der Abteilungen Schule, Tagesstätte, Therapie, Internat, medizinischer und psychologischer Fachdienst würden die Bedürfnisse des Kinder berücksichtigt, in den Schulalltag integriert und individuell gefördert. Dass die Lehrkräfte nahezu rund um die Uhr für ihre Schüler da sind, imponiert Religionslehrer Michael Heiß. „Wir haben hier Kinder, die große Bezugsschwierigkeiten haben, weil ihre Eltern sie schon sehr früh abgegeben haben“, erzählt er. Die Schule biete ein Umfeld mit Bezugspersonen, denen sich die Schüler anvertrauen können.

Unterrichtet werden die Kinder nicht nur in den klassischen Schulfächern wie Mathematik, sondern ab der Jahrgangsstufe 10 auch in Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Alltagskompetenzen, wie sich selbst ein Ei kochen, stehen hier mit auf dem Lehrplan. Als Außenstehende lerne man, wie vielfältig Kommunikation sei, erzählt Heiß. „Kommunikation ist viel mehr als Sprache, vieles geht auch über Mimik, Gestik oder technische Hilfsmittel.“ So zeigt ein Schüler dem Bischof, wie er über den sogenannten „Talker“ kommuniziert. Mit Hilfe von Symbolen auf einem Tablett erzählt er, dass er heute schon im Supermarkt war. Die Hans-Schöbel-Schule ist eine von drei Förderschulen für Körperbehinderte in Unterfranken, die in privater Trägerschaft sind. „Das berührt mich sehr, dass Menschen angefangen haben, die Bedarfe von anderen zu sehen und aktiv die Initiative zu ergreifen“, sagt Bischof Jung. Die Nachfrage nach Plätzen steige nicht nur in der Schule, sondern auch im angeschlossenen Internat, erklärt Internatsleiterin Monika Preuß. Gleichzeitig sei der Mangel an Fachpersonal eklatant.

„Das Besondere hier ist die Herzlichkeit und die Freundlichkeit sowohl von den Kindern als auch von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, betont Schulleiterin Frühauf am Ende des Rundgangs. Diese Herzlichkeit ist auch im Gottesdienst zu spüren, den Bischof Jung mit Dr. Tobias Graßmann (evangelischer Pfarrer der Gethsemanekirche), Diakon Gregor Groß, Gemeindeassistent Frank Greubel und Religionslehrer Michael Heiß in der vollbesetzten Schulaula gestaltet. Die Schüler singen fröhlich die Adventslieder mit. Sie lauschen gespannt einer Geschichte über einen einsamen Tannenbaum im Wald, dem die Waldtiere eine Freude machen, indem sie mit ihm Weihnachten feiern. „Weihnachten heißt, anderen Menschen ein Zuhause schenken, damit niemand alleine ist. Es ist schön, dass diese Schule mit dem Internat euch allen eine Heimat bietet und keiner von euch alleine ist“, sagt Bischof Jung. Zustimmend gibt es nach der Ansprache des Bischofs sowie nach jedem Lied und jedem Vortrag der Schüler ausgelassenen Applaus.




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