Bischofsweihe von Paul Reder „Zieh also aus und verkünde!“

© Markus Hauck (POW) | Bei einem Pontifkalgottesdienst im Würzburger Kiliansdom ist an Christi Himmelfahrt, 9. Mai 2024, Weihbischof Paul Reder zum Bischof geweiht worden

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Bei einem festlichen Pontifikalamt mit rund 1500 Gläubigen im Würzburger Kiliansdom hat Bischof Dr. Franz Jung am Hochfest Christi Himmelfahrt am Donnerstag, 9. Mai, den am 25. März ernannten Weihbischof Paul Reder zum Bischof geweiht.

Ihm zur Seite standen als Konkonsekratoren der Metropolit und Bamberger Erzbischof Herwig Gössl sowie Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann. Weitere zwölf (Erz-)Bischöfe und Weihbischöfe legten Reder ebenfalls die Hände auf und sprachen das Weihegebet mit. „Ich freue mich, Dich, lieber Weihbischof Paul, an meiner Seite zu wissen bei der geistlichen Erneuerung unseres Bistums. Denn nach der Klärung der Strukturen ist es jetzt an der Zeit, uns von neuem auf die Mitte unseres Glaubens zu besinnen“, sagte Bischof Jung. Weihbischof Reder gab in seiner Ansprache den Gläubigen für die Kirche der Zukunft die Frage mit auf den Weg: „Pochen wir auf die eigene Unverzichtbarkeit oder sind wir bereit, die Entbehrlichkeit in den Augen vieler Menschen als Berufung und Sendung von Gott her zu verstehen?“ Die besondere Freude dieses Tages kam schon beim von den Mitfeiernden aus voller Kehle gesungenen Eingangslied „Ihr Christen hoch erfreuet euch“ zum Ausdruck. Die beiden Priester Generalvikar Domdekan Dr. Jürgen Vorndran, ehemaliger Heimatpfarrer Reders in Würzburg-Sankt Peter und Paul, sowie Pater Velangini Thumma (Bad Bocklet) von den Missionaren des heiligen Franz von Sales als Vertreter der ausländischen Priester im Bistum, geleiteten den ernannten Weihbischof in den Dom. Danach bat zu Beginn der Feier der Generalvikar Bischof Jung um die Weihe Reders zum Bischof. Vorndran verlas im Anschluss zudem die deutsche Übersetzung der päpstlichen Ernennungsurkunde.

„Franziskus, Bischof, Diener der Diener Gottes, entbietet dem geliebten Sohn Paul Reder aus dem Klerus der Diözese Würzburg, bisher Pfarrer des Pastoralen Raumes Schweinfurter Mainbogen, bestellt zum Weihbischof in Würzburg und zugleich zum Titularbischof von Petina, Gruß und Segen.“ Weiter heißt es in der Urkunde des Papstes: „Daher beabsichtigen wir, Dich, geliebter Sohn, für dieses Amt zu bestimmen, der du dich aufgrund deines seelsorglichen Eifers im Besitz wahrer priesterlicher und zugleich menschlicher Tugenden erweist. In Anbetracht all dessen ernennen wir dich deshalb, nach Anhörung des Dikasteriums für die Bischöfe, in Ausübung Unserer Apostolischen Vollmacht zum Weihbischof der Diözese Würzburg und übertragen dir zugleich den Titularsitz von Petina mit den damit verbundenen Rechten und entsprechenden Pflichten.“ Die Menschen im Dom stimmten dem Schreiben des Papstes mit den Worten „Dank sei Gott, dem Herrn“ zu.

In seiner Predigt ging Bischof Jung auf das Hochfest Christi Himmelfahrt ein. „Der zur Rechten des Vaters sitzt, ist eingesetzt als der einzige und wahre Hohepriester seiner Kirche. Ein schöneres Fest, um Bischofsweihe zu feiern, gibt es nicht.“ Jeder Bischof habe an Christus selbst Maß zu nehmen, der im Ersten Petrusbrief sehr treffend als „Bischof und Hüter unserer Seelen“ bezeichnet wird. Der bischöfliche Dienst besteht nach den Worten von Bischof Jung darin, den Menschen zu helfen, die Hoffnung immer wieder neu zu entdecken, die nicht auf Irdischem gründe, „sondern auf den Herrn selbst, der unser Anker im Himmel ist“. Das sei „die Wahrheit, die uns befreit“, sagte der Bischof unter Hinweis auf Reders bischöflichen Wahlspruch. Jesus segne seine Jünger, ehe er in die Ewigkeit des Vaters eingeht. „Als Weihbischof wirst Du, lieber Weihbischof Paul, in der Nachfolge des Herrn diesen Segen vielen Menschen weitergeben dürfen.“ Vor allem das Sakrament der Firmung vermittle diesen Segen und festige die Gefirmten im Glauben. Weiter sei es Auftrag der Bischöfe, den Armen, Notleidenden und Heimatlosen beizustehen. „Deshalb müssen wir für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder genauso eintreten wie für die Solidarität mit denjenigen, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen oder denen man nahelegt, die Gesellschaft nicht weiter zu behelligen, weil sie im Alter oder ihrer Not nur noch einen Kostenfaktor darstellen.“

Mit Christi Himmelfahrt sei nicht alles zu Ende. Es beginne erst, betonte Bischof Jung. In der Zeit bis zur Wiederkehr Christi sei Großmütigkeit notwendig, um den Menschen mit einem großen Herzen vom Schatz im Himmel zu künden. Weil die Veränderungsprozesse und das Hinwachsen auf den Herrn viel Geduld verlangten, brauche es Langmütigkeit. „Und wir brauchen Einmütigkeit, die verhindert, dass in allem Miteinander-Ringen die Einheit zerbricht.“ Diese drei Tugenden wünschte der Bischof auch seinem neuen Weihbischof. Den Bischöfen der Partnerbistümer in Tansania und Brasilien dankte Bischof Jung für ihre Anwesenheit bei der Feier. „Danke für die Erinnerung, dass unsere Kirche eine weltumspannende Kirche ist, in der wir Freude und Nöte miteinander teilen und aneinander wachsen im Glauben und in der Liebe zu dem einen erhöhten Herrn, der alle an sich ziehen möchte“, betonte Bischof Jung. Im Schlusssatz des Markusevangeliums sei die Rede davon, dass die Jünger auszogen und überall, bekräftigt durch Zeichen, das Wort des erhöhten Herrn verkündeten. „Ab heute schreibt er auch mit Dir, lieber Weihbischof Paul, in Deinem neuen Amt für die Ortskirche von Würzburg Geschichte. Zieh also aus und verkünde!“

Nach der Predigt wurde der Heilige Geist angerufen, da Gott der Handelnde im Weihegeschehen ist. Bischof Jung stellte im Anschluss neun Fragen an den Weihekandidaten. Reder versprach mit seinen Antworten, der Nachfolge der Apostel bis in den Tod treu zu bleiben, das Evangelium treu zu verkünden, das Lehramt der Kirche auszufüllen und zu bewahren, in der Einheit mit dem Papst und den Bischöfen der Kirche zu dienen und dem Papst gegenüber gehorsam zu sein. Weiter versprach Reder, in der Einheit mit den Priestern und Diakonen dem Volk Gottes zu dienen, sich um die Armen und Notleidenden sowie um die verlorenen Gläubigen zu sorgen und das immerwährende Gebet zu pflegen. Bei der Litanei mit Anrufung der Heiligen lag der Weihekandidat als Zeichen der Demut und der Verfügbarkeit ausgestreckt am Boden. Danach weihten ihn Bischof Jung, Erzbischof Gössl und Bischof em. Hofmann durch Handauflegung und Gebet zum Bischof. Alle weiteren anwesenden Bischöfe legten ebenfalls in Stille die Hände auf und machten so die Einheit des Episkopats der Kirche deutlich. Das Weihegebet sprachen alle Bischöfe. Sie baten dabei um die für das Bischofsamt notwendigen Gaben.

Anschließend salbte Bischof Jung das Haupt des Geweihten, überreichte das Evangelienbuch, steckte Weihbischof Reder den Ring an, überreichte Bischofsstab und Brustkreuz und setzte Reder die Mitra auf. Ministranten aus der Pfarreiengemeinschaft „Heidenfeld, Hirschfeld, Röthlein“ brachten die bischöflichen Insignien zur Weihe. Zum Abschluss der Weihehandlung wünschten die Bischöfe dem Neugeweihten den Frieden und umarmten ihn. Langanhaltender Applaus rundete die Weihehandlung ab. Eine weitere Besonderheit dieser außergewöhnlichen Feier erlebte die Festgemeinde zum Abschluss des Gottesdienstes: Segnend zog der neue Weihbischof mit Stab und Mitra erstmals durch den Kiliansdom, während die Gläubigen das große Loblied „Te deum – Großer Gott, wir loben dich“ sangen. In seiner Schlussansprache schlug Weihbischof Reder einen Bogen zwischen der Himmelfahrt Jesu und seinem neuen Amt. Zu Beginn seines Auftretens werde Jesus versucht, Steine in Brot zu verwandeln. Hätte er das getan, wäre er für alle unverzichtbar geworden. „Diese Versuchung, die eigene Unverzichtbarkeit zu demonstrieren, begleitet auch die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit.“ Besonders drängend werde sie, wo aktuell der Verlust an Relevanz erlebt werde. Jesu Antwort an den Versucher sei bis heute aktuell: Hören auf das Wort Gottes. „Gerade in der Erfahrung dieser hörenden Glaubens- und Lebensgemeinschaft wird er für sie zum Zeugen. Zum Zeugen dafür, dass für ihn im Hören auf Gottes Wort und dessen Weitergabe sein ganzes Leben und seine Sendung, ja eine ganz neue Welt begründet liegt.“

Jesu macht nach den Worten von Weihbischof Reder in seinem Heimweg zum Vater deutlich, „dass die Koordinaten unserer Welt und Zeit lediglich vorläufig sind“. Beim Abschied in einem Kindergarten habe ein Kind Reder ein gemaltes Pferd geschenkt, weil Bischof Martin mit dem Pferd zum Bettler geritten sei. „Der Bettler in der Martinsgeschichte steht sinnbildlich für ungezählte Menschen, die in den Augen der Welt entbehrlich, ja lästig geworden sind.“ Im Einsatz für sie liege ein unentbehrliches Zeugnis für das Evangelium. „In diesem Sinn will ich mich im bischöflichen Dienst, der mir heute mit der Weihe übertragen wird, darum bemühen, für das Evangelium und den Geist Christi ein sattelfester Zeuge zu sein.“

Weihbischof Reder dankte Bischof Jung, Erzbischof Gössl und Bischof em. Hofmann für die Weihe. Außerdem dankte er allen, die den Gottesdienst mitfeierten und im Gebet ihre Verbundenheit zum Ausdruck brachten. „In diesen Dank möchte ich ganz besonders auch unseren Weihbischof Ulrich einschließen. Ich bin mir sicher, dass er bei der Weihehandlung auch seine Hand ausgetreckt hat, um mich zu segen. Vergelts Gott dafür und einen herzlichen Gruß nach Hause!“ Besonders sprach er seiner Familie Dank für die Zuneigung aus. „Das ist hier nur ein Satz, aber für mich ist es eine Welt. Und ich danke Rosalie für ihr Pferd!“


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