Es handelt sich um verwilderte Hauskatzen und ihre Nachkommen. Das sind keine Wildkatzen“, macht Lukas Kneisel, Leiter des Tierheims Aschaffenburg, deutlich. Und von diesen Katzen gibt es immer mehr. Vor allem im Markt Großostheim werden die Tierschützer immer wieder fündig. Rund die Hälfte aller Fundkatzen im Landkreis Aschaffenburg, von denen das Tierheim erfährt, werden rund um Großostheim aufgegriffen. Grund ist, dass sich die Tiere in ländlicher Umgebung und rund um die zahlreichen Bauernhöfe stark vermehren.
Deshalb hat das Team des Tierheims jetzt eine Katzenfangaktion im Markt Großostheim gestartet, die noch bis kommenden Freitag, 21. Januar, läuft. Mitarbeiter des Tierheims haben an Punkten, an denen sich bekannterweise viele herrenlose Katzen aufhalten, Fallen aufgestellt, um die Tiere einzufangen. Ausgebildete Tierpfleger kontrollieren die Fallen circa alle 30 Minuten. Befindet sich darin eine Katze, wird sie sofort untersucht. Registrierte Tiere werden sofort wieder freigelassen, alle anderen kommen ins Tierheim in Nilkheim. Der Vertragstierarzt des Tierheims sieht sich die Katzen an, um festzulegen, ob oder wie das Tier behandelt werden kann. Dann werden die Katzen gechippt, entfloht, geimpft und kastriert.
Sterbenskranke Fundkatzen müssen eingeschläfert werden. Diese Fälle belasten die Mitarbeiter des Tierheims immer wieder sehr. „Alle von uns eingefangenen Katzen haben Krankheiten oder Verletzungen. Es ist ein absolutes Elend, das wir hier erleben“, berichtet Lukas Kneisel. Klar ist aber auch: Kein Tier werde ohne einen medizinischen Grund von seinem Leiden erlöst. Das zu erklären ist dem Tierheim-Leiter sehr wichtig, um so falschen Gerüchten entgegenzutreten.
Im besten Fall, wenn die Katzen nicht völlig verwildert sind, bleiben sie im Tierheim, um weitervermittelt zu werden. Dafür investieren ehrenamtliche Katzenbetreuer viel Zeit, um das Zutrauen der Katzen zu gewinnen und sie langsam wieder an Menschen zu gewöhnen. Nur die Exemplare, bei denen keine Aussicht auf ein Leben mit dem Menschen besteht, werden wieder in die Freiheit entlassen. Die Fangaktion ist mit Herbert Jakob (CSU), dem Ersten Bürgermeister des Marktes Großostheim, abgestimmt. Die Gemeinde unterstützt die Aktion auch finanziell, genauso wie der Kreis Aschaffenburg.
Auch von der Bevölkerung kommt Zuspruch, manche haben für das Einfangen der Katzen allerdings kein Verständnis. „Es kommt immer wieder zu harten Diskussionen. Für einige sind wildlebende Katzen völlig normal. Sie erkennen nicht, wie elend die Tiere leben und unter welchen Krankheiten sie leiden“, sagt Alexandra Kieser vom Vorstand des Tierheims Aschaffenburg. Das Tierheim Aschaffenburg setzt sich deshalb für die Einführung einer allgemeinen Katzenschutzverordnung im Landkreis Aschaffenburg ein. Alle Katzen sollen kastriert, gekennzeichnet und registriert werden, um das starke Anwachsen der verwilderten Tiere einzudämmen. Laut Deutschem Tierschutzbund gibt es so eine Verordnung bereits in mindestens 1044 Städten und Gemeinden (Stand: Januar 2022).
Parallel zur Fangaktion können alle Katzenbesitzer ihre Tiere aktuell (bis 26. Januar) vergünstigt kastrieren lassen. Der Tierschutzverein Aschaffenburg übernimmt 50 Prozent der Kosten (bei nachgewiesenen Sozialfällen auch alles). Somit verbleiben bei den Besitzern nach 35 Euro pro Kater und 60 Euro pro Katze. Informationen zu teilnehmenden Tierärzten unter: https://www.tierheim-aschaffenburg.de/service/kastrationsfond/
Fotos: Bilder der eingefangenen Katzen
Fotos: Michelle Tschischka und Sophie Spilger bereiten einen Einsatz vor. Fotos: Kreidt/Tierheim Aschaffenburg
